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ACQUA Klinik baut Kooperation mit SPI aus
15.03.2015Seit Anfang 2015 werden die chirurgischen Handbücher von ACQUA Klinik durch SPI zertifiziert. SPI ist ein unabhängiges Unternehmen, das mit einem Expertengremium alle chirurgischen Prozesse in modernen OP-Systemen analysiert. Prof. Gero Strauss, Erster Chirurg und Leiter des Operativen Betriebs bei ACQUA Klinik und Dr. Gunter Trojandt, Geschäftsführer der SPI GmbH erläutern die Gründe für diese richtungsweisende Entscheidung.
BF: Herr Strauss, was bedeutet ein „externes review“ für die Chirurgie?
GS: Bis heute legen die Kliniken die Abläufe im OP-Saal ganz alleine fest. Dabei ist die Aufgabe ziemlich komplex. In unserer Klinik müssen beispielsweise mehr als 50 unterschiedliche Operationen am Kopf ständig auf dem aktuellen Stand der Medizin, der Chirurgie und der Technik gehalten werden. Damit ist unser Medical Board kontinuierlich beschäftigt. Wir sichten Studien, lesen Fallberichte, analysieren unsere Ergebnisse und Zwischenfälle. Obwohl wir uns auf ein Spezialgebiet beschränken, kommen wir durch den ständigen Fortschritt an unsere Grenzen.
BF: Wie kann SPI diese Situation verbessern?
GT: Seit 3 Jahren haben wir sorgfältig ein internationales Expertengremium aufgebaut. Wir werten kontinuierlich alle wichtigen Prozessparameter wie die Reihenfolge der OP-Schritte, eingesetzte Instrumente und Medikamente, Zeiten oder Ergebnisse der von uns installierten und betreuten high-tech-OP´s aus. Damit können wir prägnante Unterschiede und deren Ursachen erkennen. Warum dauert die gleiche Operation in Klinik A 3x so lang wie in Klinik B? Weshalb bleibt der Patient in Klinik C länger im Krankenhaus als im Durchschnitt? Können wir das bessere Ergebnis nach der gleichen OP erklären? Das sind einige Beispiele für diese Analysen, die wir auf Wunsch auch anonymisiert bereitstellen. Außerdem verfügen wir über ein herausragendes technologisches Wissen über die immer wichtigere Medizintechnik. Manche Geräte erzwingen einen vollkommen anderen OP-Ablauf, der sorgfältig erarbeitet werden muss.
BF: Ist das nicht eine Entmündigung der Ärzte Ihrer Klinik?
GS: Nein, das ist es nicht. Denn die aufgeführten Argumente treffen alle zu. In der Chirurgie ist die Variabilität ein und desselben Eingriffs viel zu hoch. Statt über die vielzitierte Individualisierung der Medizin zu philosophieren, müssen wir uns alle zunächst auf gemeinsame Mindeststandards einer Behandlung einigen. Erst dann sind unsere Ergebnisse vergleichbar und reproduzierbar. Wir sehen die Zertifizierung unserer Abläufe als kritischen Begleiter, der uns hilft, ständig besser zu werden.
BF: Das klingt nach Wettbewerb um die beste Operation?
GS: Solange es im Sinne der Patientensicherheit und Qualität ist, bin ich damit einverstanden.
BF: Kommen die Ausbildungsvorgaben der Chirurgen zukünftig von Unternehmen wie SPI?
GT: Ganz klar: Nein. Wir prüfen die Handbücher der Betreiber. Das Original entsteht in der Klinik und nur dort wird über die von uns geforderten Änderungen entschieden. Es steht jedem Betreiber frei, sich gegen solche Veränderungen zu entscheiden.
BF: Wie sieht das der Chirurg?
GS: Wir geraten manchmal in lebhafte Diskussionen. Bisher haben wir in jedem Fall eine Einigung mit erzielen können.
BF: Wird diese Entwicklung die Medizin verändern?
GS: Ich wünsche mir, in 5 Jahren als Patient (?) entscheiden zu können, nach welchem Standard eine bestimmte Operation an einer Klinik durchgeführt wird. Solange sichergestellt wird, dass dieser eingehalten wird, kann ich mich in zweiter Linie nach der sonstigen Ausstattung der Klinik oder dem angebotenen Komfort entscheiden. Ich möchte als Patient nicht nur nach Fallzahlen entscheiden, sondern genau sehen, wie die Ergebnisse im Vergleich sind. Das wird Medizin in der Tat verändern.
BF: Kann eine Klinik auch einen Vergleich der Wirtschaftlichkeit aus diesen Daten ziehen?
GT: Wir verfügen über die notwendigen Informationen des überaus komplexen Preissystems der Medizin. In Zusammenschau mit den Messwerten und Parametern der Kliniken ist es möglich, wirtschaftliche Auswertungen und Vergleiche zu ziehen. Spannend sind v.a. Simulationen von neuer Medizintechnik. Kann das finanziert werden? Wie ist die Relation zum Qualitätsgewinn?
BF: Wie gehen Sie mit dem Vorbehalt um, es könnte vorrangig um eine wirtschaftliche Optimierung gehen?
GS: Wer Wirtschaftlichkeit isoliert betrachtet, hat Medizin nicht verstanden. Ein solcher Betreiber würde nur kurze Zeit am Markt existieren und ist mir auch nicht bekannt. Wir kooperieren nur aus einem Grund mit SPI. Wir möchten unsere Qualität immer weiter verbessern. Auf lange Sicht ist das auch immer wirtschaftlich.